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Thema | Juni 2023


Strahlkraft der Gemeinde

Brillanten zählen zu den wertvollsten Edelsteinen. Durch einen besonderen Schliff mit 57 Facetten wird im Stein ein Optimum von Brillanz und Feuer erzeugt. Brillanz ist das weisse Licht, welches unverändert zurückgespiegelt wird. Feuer wird durch Lichtbrechung im Diamanten erzeugt, welches zurückgespiegelt in Spektralfarben wahrgenommen wird. Brillanz und Feuer erzeugen zusammen ein faszinierendes Funkeln im Edelstein. Ein Ziel Gottes ist, durch die Gemeinde seine Herrlichkeit sichtbar und erlebbar zu machen. Wie ein Brillant hat auch die Gemeinde viele Facetten – fünf davon wollen wir hier betrachten. Sei du Teil dieses Kunstwerks – lebe Gemeinde!



1. Gemeinschaft entspricht Gottes Wesen
Ein Blick an den Anfang erschliesst uns das Wesen, den unschätzbaren Wert und das Ziel der Gemeinde. Gott ist ein Gott der Gemeinschaft. Die Menschen, die er willentlich als Mann und Frau formte, schuf Gott in seinem Bild. Andere Wesen kommen als Einzelgänger gut zurecht. Doch hier sagt Gott: «Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht» (1.Mose 1,18). So hat Gott den Menschen gemeinschaftsbedürftig und gemeinschaftsfähig geschaffen. Und erst dann ist Gott befriedigt zum Schluss gekommen: «… und siehe, es war sehr gut» (1.Mose 1,31).

2. Gemeinde ist fest gegründet
In 1.Timotheus 3,15 wird die Gemeinde als «Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit» beschrieben. Sie ist berufen die Wahrheit, das Wort Gottes, in dieser Welt zu verkünden. Doch auch sie selbst steht auf einem festen Fundament und hat einen zentralen Platz im Heilsplan Gottes. Im Alten Testament bezieht sich der Begriff Gemeinde mehrheitlich auf Israel als Volksgemeinschaft. An seinem auserwählten Volk vermittelt uns Gott exemplarisch viel über gelingende oder aber missratene Gemeinschaft. Im Neuen Testament wird «das Projekt Gemeinde» weiterentwickelt und auf eine neue Grundlage gestellt. Hier gilt nicht mehr Nationalität und formelle Religionszugehörigkeit, sondern Glaube und Zugehörigkeit zu Christus: «Dadurch, dass er (Jesus) am Kreuz starb, hat er sowohl Juden als auch Nichtjuden mit Gott versöhnt und zu einem einzigen Leib, der Gemeinde, zusammengefügt» (Epheser 2,16; NGÜ).

Mit der Gemeinde setzt Gott auch in der unsichtbaren Welt ein Zeichen: Die Gemeinde gründet auf Jesus, den Eckstein (siehe u.a. Epheser 2,20) und die Pforten der Hölle sollen die Gemeinde nicht überwältigen (Matthäus 16,18). Mehr noch: «Die Mächte und Gewalten in der unsichtbaren Welt» sollen «durch die Gemeinde die ganze Tiefe und Weite von Gottes Weisheit erkennen» (Epheser 3,10; NGÜ). Eine Vorahnung der unfassbaren universellen Dimension der Gemeinde – die Verbundenheit mit allen gläubigen Menschen, sowie die Verbundenheit mit der himmlischen Welt – hat Dietrich Bonhoeffer passend anklingen lassen: «Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang.»

3. Gemeinde ist Braut
Was gibt es Wertvolleres, als ein geliebtes Gegenüber Gottes zu sein und seine Güte und Fürsorge zu empfangen? Und dies in einer Wechselwirkung mit Dank und Lobpreis Gott gegenüber zu erwidern! In Gemeinschaft mit anderen bekommen wir Impulse, lernen voneinander und werden im Miteinander zu Lobpreis angeregt … zuweilen auch in Momenten, wo uns nicht danach ist. Apropos Stimmungslage – diese kann sehr zum Guten gelenkt werden, wenn ich mir vergegenwärtige, welchen Stellenwert Gott der Gemeinde zumisst. Die Bibel vergleicht die Gemeinde mit einer Braut (z.B. Jesaja 61,10). Paulus greift dieses Bild auf und wir können daraus ableiten: Jedes Mal, wenn ich die Gemeinde besuche, begegne ich der Braut von Jesus, die sich für die Begegnung mit ihrem Bräutigam schmückt, dass sie in «makelloser Schönheit … heilig und untadelig und ohne Flecken und Runzeln oder irgendeine andere Unvollkommenheit vor ihn treten kann» (Epheser 5,27; NGÜ). Mehr noch: Als Christ werde ich in der Gemeinde zum aktiven Teilhaber dieser Braut-Bräutigam-Beziehung. Ich werde schön gemacht und auf die Begegnung mit Jesus und auf den Himmel vorbereitet!

4. Gemeinde ist Vorgeschmack  kommender Herrlichkeit
Ziel Gottes ist, sich eine unzählbare Schar von Menschen aus allen Nationen, Völkern und Sprachen zuzuführen, die den Himmel einmal ewig mit ihm teilen wird. Im Hier und Jetzt ist die Gemeinde unser Wirkungs- und Übungsfeld für diese Zukunft. Hier soll ein Vorgeschmack des Himmels erlebbar sein. Hier sollen Menschen geistliche Heimat und innige Herzensverbindung finden – ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ungeachtet ihres Standes oder sozialen Status, ihrer Bildung, Herkunft oder Vergangenheit. Überall, und damit selbstverständlich auch in der Gemeinde, soll das Gebet Erfüllung finden: 

«Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf der Erde, wie er im Himmel geschieht.» (Matthäus 6,10; NGÜ).

5. Gemeinde ist Trainingsfeld
An verschiedenen Stellen braucht die Bibel auch das Bild des Leibes. Geleitet vom Haupt (Jesus) soll der Leib (die Gemeinde) zu ihrer göttlichen Bestimmung hinwachsen (siehe Kolosser 2,19). Wie der Leib durch verschiedene Gelenke und Bänder zusammengehalten und gestützt wird, soll die Gemeinde eine organische Einheit bilden. Die Apostel haben klare Worte gebraucht: Beissen und fressen, einander beneiden, belügen und übervorteilen, üble Nachrede und Unversöhnlichkeit und alle anderen abgründigen Gemeinschafts-Killer, sollen weder in unseren Herzen noch in der Gemeinde Raum finden. Störfaktoren können auftreten. Da sind wir noch zu sehr Teil der gefallenen Schöpfung. Wo solche auftreten, gilt es, sie zu benennen, auszuräumen und Gemeinschaft wiederherzustellen. Dies gelingt in der Verbindung zu Jesus und durch die Kraft des Heiligen Geistes. Durch Wachstum und Training, d.h. durch tägliche Erneuerung und Umgestaltung, sollen wir «keine unmündigen Kinder mehr sein, … stattdessen sollen wir in einem Geist der Liebe an der Wahrheit festhalten, damit wir im Glauben wachsen und in jeder Hinsicht mehr und mehr dem ähnlich werden, der das Haupt ist, Christus. Ihm verdankt der Leib sein gesamtes Wachstum … und jeder einzelne Körperteil leistet seinen Beitrag entsprechend der ihm zugewiesenen Aufgabe … So wächst der Leib heran und wird durch die Liebe aufgebaut» (Epheser 4,14-16; NGÜ).

Wir haben das Privileg, dass wir durch den Glauben Teil der vielseitigen und facettenreichen Gemeinde Gottes sein dürfen. Und wie der Brillant das natürliche Licht zum Funkeln bringt, dürfen wir dazu beitragen, das Licht Gottes in einer dunklen Welt erstrahlen zu lassen.